Der Betrieb eines Bauernhofs ist heute mit vielfältigen Herausforderungen verbunden: Preisdruck, Fachkräftemangel und unberechenbare Wetterlagen zwingen viele Landwirtinnen und Landwirte, neue Einnahmequellen zu erschließen. Eine zunehmend beliebte Option ist die Einrichtung eines Wohnmobilstellplatzes oder das Angebot einfacher Campingmöglichkeiten auf der Wiese. Die Idee: Gäste übernachten inmitten der Natur, nutzen Hofladen- und Hofprodukte, tanken Energie im Grünen – und tragen so direkt zum Umsatz des Betriebs bei. Doch zwischen der Vision von idyllischem Landurlaub und der Realität lauern Stolpersteine: Haftungsfragen, Infrastrukturkosten und mangelnde Nachfrage können schnell zum Problem werden. In diesem kritischen Artikel beleuchten wir, wie sich ein Autark‑Stellplatz auf der Wiese wirtschaftlich rechnet, welche Herausforderungen zu meistern sind und wie du langfristig zusätzliche Einnahmen für deinen Hofladen generierst.
Zusätzliche Einnahmen ohne großen Flächenbedarf
Die Bereitstellung von Stellflächen für Wohnmobile oder Campingzelte auf einer bisher ungenutzten Wiese erfordert vergleichsweise geringe Investitionen. Oft genügen befestigte, ebene Stellplätze, ein kleiner Stromanschluss und gegebenenfalls eine chemische Toilettenentsorgung. Die Stellplatzgebühren – üblicherweise zwischen 10 € und 20 € pro Nacht – fließen direkt in den Hofladen, wenn du sie dort einkassierst. Bei zehn belegten Plätzen und einer durchschnittlichen Belegung von 50 % während der Hauptsaison lassen sich problemlos 2.000 € bis 4.000 € Zusatzumsatz im Monat realisieren, ohne dass du große Flächen versiegeln oder umfangreiche Neubauten planen musst.
Kundenbindung und Cross‑Selling im Hofladen
Gäste, die bei dir übernachten, sind ideale Zielgruppen für den Hofladen. Nutze diesen Vorteil, indem du Willkommenspakete schnürst – etwa Brot, Käse und Marmelade aus eigener Erzeugung – und sie als Pauschalangebot verkaufst. In Verbindung mit einem Rabattcode für den Einkauf im Hofladen steigerst du nicht nur die Umsätze, sondern erhöhst auch die Wahrscheinlichkeit, dass Übernachtungsgäste wiederkommen oder deinen Hof weiterempfehlen. Die Kombination aus Übernachtung und Einkaufserlebnis schafft eine engere Bindung als jeder klassische Verkauf.
Autark und nachhaltig: Das grüne Plus
Viele Wohnmobilreisende schätzen autarke Angebote: Frischwasseranschluss, Grauwasser- und Chemietoilettenentsorgung sowie ein Stromanschluss für Solaranlagen. Solche Services lassen sich relativ kostengünstig implementieren und steigern die Attraktivität deines Stellplatzes. Ergänze das Angebot idealerweise um einen kleinen Reparatur- oder Fahrradservice und eine Ladestation. Nachhaltigkeit zahlt sich hier aus: Wer sich umweltfreundlich versorgen kann, zahlt bereitwillig und spricht andere Reisende positiv über deinen Hof an.
Attraktive Aufenthaltsqualität
Neben den nackten Stellflächen sollte der Aufenthalt auf deinem Hof Erlebnischarakter haben. Stelle einfache Sitz‑ und Grillplätze bereit, schaffe eine Feuerstelle oder biete geführte Hofführungen an. Diese niedrigschwelligen Angebote erhöhen die Aufenthaltsdauer und damit die Kauflust im Hofladen. Auch ein kleines Spielgerät für Kinder – etwa eine Wippe oder ein Sandkasten – macht aus einer schlichten Wiese ein familienfreundliches Ziel und verlängert die Aufenthaltszeit.
Herausforderungen und kritische Punkte
Haftung und Versicherungen
Mit Gästen vor Ort steigt dein Haftungsrisiko erheblich. Unfälle auf der Wiese, beim Umgang mit Tieren oder an der Feuerstelle können teuer werden. Du benötigst daher eine erweiterte Betriebshaftpflicht, die auch Veranstalterhaftpflicht umfasst. Informiere dich genau, welche Deckungssummen notwendig sind, und lass alle Gäste vor Ort eine kurze Unfall- und Verhaltensunterweisung unterschreiben. Nur so verhinderst du böse Überraschungen im Schadensfall.
Infrastrukturaufbau und laufende Kosten
Auch wenn ein einfacher Stromanschluss günstig erscheint, können die Anschlusskosten hoch sein, wenn Zuleitungen verlängert oder Zähler installiert werden müssen. Hinzu kommen laufende Kosten für Strom, Wasser und Entsorgung. Ein realistisch kalkuliertes Gebührenmodell muss diese Ausgaben abdecken. Setze auf Vorkasse, zum Beispiel per Onlinebuchungssystem, und prüfe, ob eine Anzahlung sinnvoll ist, um Ausfälle zu vermeiden.
Genehmigungen und Rechtliches
Nicht jede landwirtschaftliche Fläche darf einfach als Campingplatz genutzt werden. Regionale Bau‑ und Planungsrechtlinien, naturschutzrechtliche Vorgaben oder das Landeswaldgesetz können Einschränkungen vorsehen. Informiere dich frühzeitig bei Gemeinde und Amt, bevor du Investitionen tätigst. Eine Baugenehmigung für Schutzhütten, Sanitärstationen oder Pavillons kann mehrere Monate Bearbeitungszeit erfordern.
Saisonale Auslastung
Camping fällt in der Nebensaison meist auf Eis, wenn das Wetter schlecht ist. Im Winter sinkt die Nachfrage rapide. Überlege dir deshalb saisonale Erweiterungen: Eventwochenenden, Weihnachtsmarktzelt oder Wintercamping‑Spezial (zum Beispiel mit beheiztem Glühwein‑Stand). Dadurch verteilst du deine Einnahmen gleichmäßiger über das Jahr und reduzierst das Risiko großer Umsatzlöcher.
Praxisstrategien und Erfahrungen
Dynamische Preismodelle
Ein Hof in Süddeutschland führte variable Stellplatzpreise ein: 18 € pro Nacht in der Hauptsaison, 12 € Nebensaison und 8 € bei Wochentagsaufenthalten.
Onlinebuchung und Kundenmanagement
Ein anderer Betrieb implementierte ein einfaches Online‑Reservierungstool mit automatisierter E‑Mail-Bestätigung. Dadurch sanken No‑Shows um 30 % und die Einnahmen wurden planbarer. Worauf viele nicht achten: Eine übersichtliche Website mit klaren Infos zu Stellplatzgröße, Ausstattung und Preisen erhöht Buchungswillen.
Kooperation mit Touristikbüros
Ein Hof im Münsterland kooperierte mit der örtlichen Tourist-Info. Diese bot Stellplätze als Paket mit Stadtrundgang und Museumseintritt an. Die Inhaber verzeichneten im ersten Jahr eine Umsatzsteigerung von 40 % im Hofladen, weil die Gäste die Kombiangebote intensiv nutzten.
Fazit
Ein Wohnmobilstellplatz oder einfacher Campingbereich auf deinem Bauernhof kann – wenn gut geplant – eine lohnende Einnahmequelle darstellen. Entscheidend sind eine realistische Kosten- und Risikokalkulation, klare rechtliche Absprachen und ein attraktives Zusatzangebot im Hofladen. Kombiniere autarke Stellplätze mit regionalen Produktpaketen, Onlinebuchung und saisonalen Aktionen, um dein Angebot das ganze Jahr über spannend zu halten. Auf diese Weise stärkst du deine Kundenbindung, erhöhst die Auslastung und generierst nachhaltige Einnahmen.
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FAQ
Welche Größe ist für Stellplätze empfehlenswert?
50 m² Mindestfläche pro Wohnmobil bzw. 60 – 70 m², um Rangiermanöver zu erleichtern und genug Platz für Sitzgelegenheiten zu bieten.
Wie kalkuliere ich die Stellplatzgebühren richtig?
Decke laufende Kosten (Strom, Wasser, Leerungsgebühren), Abschreibung der Infrastruktur und einen Anteil für den Hofladen-Erlös. Pauschalen von 12 – 20 € pro Nacht sind üblich.
Muss ich jeden Gast persönlich begrüßen?
Nein. Ein automatisiertes Check‑in mit Code und Infomappe reicht oft. Persönliche Begrüßung erhöht jedoch die Kundenbindung.
Wie verhindere ich Wildcamper?
Poller, Schranken mit Code, sichtbare Beschilderung und klare Buchungs‑ und Check‑in‑Fristen reduzieren das unbefugte Campen effektiv.